Sonntag, Januar 11, 2009

Sightseeingtour Part II

Am Donnerstag war es nun soweit - ich sollte also nicht auf eigene Faust die Innenstadt vom Bombay erkunden, sondern mit einem eigenen Fahrer und Guide.

Donnerstag war ein Feiertag, also sollten auch die Strassen nicht so voll sein, viel Platz, mal für Photos rechts ran zu fahren und sich etwas über die Sehenswürdigkeiten erzählen zu lassen. Die Reiseagentur hatte auch eine Liste mit Orten, knapp 40 Stück. Okay, einige waren nur Gebäude, aber hey, ich hätte nicht soviel vermutet.

Der Fahrer kam erstmal eine halbe Stunde zu spät, aber das ist in Indien ja nix neues. Eher ungewöhnlich war, dass er sich rein gar nicht für uns interessierte. Ich begann ihn Dinge zu fragen, aber keine Antwort! Einige Augenblicke später begann er uns in einer anderen Sprache anzusprechen. Ob Hindi oder das in Bombay ebenso gebräuchliche Marathi, keine Ahnung, ich spreche beides nicht.

Er begann leicht panisch zu werden (ich übrigens auch) und rief wohl seinen Boss an, der Alex auf englisch erklärte, dass der Fahrer zwar kein Englisch sprechen, es aber sehr wohl verstehen würde. Nun gut, das hätte uns erstmal gereicht, auch wenn ich langsam ein mulmiges Gefühl bekam. Wie sollte er uns etwas erzählen können, wenn wir keine gemeinsame Basissprache hätten?

Wie wir dann feststellen durften - er verstand doch kein Englisch, nicht mal ein "please stop here for 5 minutes" trieb ihm schon das Fragezeichen ins Gesicht. Zu allem Übel begann er dann während der Fahrt erstmal den Prospekt der eigenen Firma zu studieren, um zu sehen, wo er überhaupt hinfahren würde. Mein Onkel rief mich an, um zu fragen, ob alles okay wäre, und ich klagte ihm unser Leid. Er versprach, sich darum zu kümmern, und just in diesem Moment ging die Klimaanlage aus!

Innerhalb der nächsten Minuten wurde es richtig stickig und der Fahrer stoppte und orderte ein neues Auto, mein Onkel sprach am Tel von einem neuen Fahrer. Aber nach ca. 20 min. Wartezeit wurde es nur .. ein neues Auto, selber Fahrer.

Seufzend baten wir ihn, uns zum Gateway of india zu bringen. Das klappte auch - aber das blöde Ding war nahezu komplett eingepackt und überall war alles voller Sicherheitsleute, die das Gateway und auch das Taj Hotel aufs strengste bewachten. Ausserdem war die Luft unsagbar diesig an diesem Tag, auf dem Wasser kaum etwas zu sehen. Langweilig ...
Währenddessen rief aber mein Onkel an und versprach uns einen neuen Fahrer. Der kam dann nach weiteren 15 - 20 min. Wartezeit. Er brachte uns zum Prince-of-Wales-Museum und versprach, genau an der Stelle zu warten. Nach 1,5 h im Museum war er natürlich nicht da. Wir liefen die Strasse auf und ab, bis wir ihn endlich auf der anderen Strassenseite entdeckten. Als wir uns vor ihn hinstellten, schaute er zunächst durch uns hindurch, als wären wir Fremde. Ich musste ihn tatsächlich fragen, ob er nicht unser Fahrer sei? Er reagierte eher ungehalten, fragte, ob wir nicht noch in die Kunstgalerie wollten?
Nee, wollten wir nicht, uns war nach Erfrischungsgetränken und Mittagessen im Café Leopold. Er fuhr los, jedoch zum Nariman Point (wo das ebenfalls bei 26/11 beschossene Oberoi Hotel steht), und war sehr erstaunt, dass wir bei der unglaublich schlechten Sicht an diesem Tag nicht aussteigen und Bilder machen wollten. Er begann ebenfalls den Firmenprospekt zu studieren und ich wiederholte meine Bitte, uns zum Leopold zu bringen. Er reagierte nicht, aber er fuhr los, jedoch den Marine Drive entlang. Als wir am Aquarium nicht aussteigen wollten (weil ich da schon mal war und es langweilig fand) blickte er langsam panisch.

Also bat ich ihn uns zu den Hanging Gardens zu bringen, eine hübsche Gartenanlage ein paar Strassen weiter. Für ihn wurde das jedoch zum Problem, alle paar Meter fragte er irgendwelche Passanten oder Taxifahrer nach dem Weg. Alex verdrehte schon die Augen.

Als nächstes wollten wir uns im Planetarium, dem Nehru Science Center eine Show ansehen. Er fuhr an dem wirklich markanten Gebäude (der weiße Turm, siehe unten) vorbei und wir dachten, er wolle irgendwo drehen? Mitnichten, er fuhr und fuhr und fuhr ... und fragte dann einige Taxifahrer, die ihn wie erwartet zurück schickten. Auf dem kurzen Rückweg bog er noch 2x falsch ab, bis wir ihn zu dem Ort leiteten. Er warf uns raus und wir stellten fest, dass die Show in englisch gerade begonnen hatte. Ausserdem waren wir hungrig, und wir erinnerten uns, einige Meter weiter eine Shoppingmall gesehen zu haben.

Also wieder runter vom Gelände, durch die Sicherheitsschleusen, ein wenig in den Läden gestöbert, im Food Court einige Leckereien vernascht, den Fahrer gesucht und ab durch die Mitte.

Wir baten ihn, uns schon nach Hause zu bringen, obwohl er eigentlich bis 21 Uhr abends gebucht war. Welch Wechsel seiner Fahrweise plötzlich!!
War er zuvor so langsam geschlichen, dass ihm sogar ab und zu der Wagen einfach ausgegangen war, schien es, dass er nun einen neuen Rekord aufstellen wollte ;-) Ich glaube, er hat uns wirklich gehasst.

Eigentlich hätten wir für diese Pleite gar nix zahlen sollen, aber da der Preis vorher festgelegt wurde, zahlten wir ihm die umgerechnet 20 Euro und wissen nun eins - ab jetzt einfach mit dem Taxi fahren!