Donnerstag, Januar 08, 2009

Roaming around the house

So langsam gewöhne ich mich an die Umgebung, die Erinnerung kommt wieder an unzählige, manchmal gequälte Indienbesuche und die gemeinsamen Shoppingtrips mit meiner Mama.
Also beweise ich meine Unabhängigkeit, in dem ich Alex unter den Arm nehme und meiner Tante erkläre, dass wir nun gemeinsam die Gegend erkunden werde. Ein klein wenig ein mulmiges Gefühl habe ich schon, aber glücklicherweise gibt es ja immer und überall Rikhs, die uns notfalls an den eigenen Bestimmungsort bringen würden. Aber nach dem Totalausfall vom Vortag steht mir der Sinn danach, zu laufen.
Und so wandern wir einige Stunden kreuz und quer durch die Gegend, ich zeige Einkaufsecken und die abgesperrten Parks, die als Quell der Erholung mitten in der Stadt dienen und die man für den lächerlichen Betrag von ca. 2 Rs. (for remember: 1 Euro sind 65 Rs.) betreten darf. Ausserdem zeige ich ihm "unsere" Kirche, die St. Theresas Church. Soweit ist alles bekannt, und ich weiß genau - 1x links, 1x rechts und dann die zweite Strasse, und wir sind am Haus meiner Oma. Doch gerade in dieser Gegend hat sich das Stadtbild komplett gewandelt. Die ca. 2-3 geschossigen Wohnhäuser sind riesigen Gebäuden gewichen, die 10 oder mehr Stockwerke zählen. Überall sieht man Glas und Bauarbeiten, teilweise werden Säulen um alte Häuser drumherum gebaut, um die neu errichteten oberen Geschosse zu tragen. Bombay reagiert damit auf die allgemeine Wohnungsnot und den Wunsch der Menschen, für viel Geld Wohnungen in den beliebten Stadtteilen zu erwerben. Denn in Bandra leben leider aktuell zahlreiche Bollywood-Stars, das treibt die Preise natürlich in die Höhe. Ausserdem ist man von Bandra Station aus sehr schnell mit dem Nahverkehrszug in der Innenstadt. Bandra heißt nicht umsonst schon seit Jahrzehnten "queen of the suburbs".

Ein frühkindlich eingepflanztes GPS (oder einfach Dusel) lassen mich trotzdem den Weg finden, und so rasten wir kurz bei den Reisebüro-Onkels in Pali Naka, bevor wir unsere Tour fortsetzen und die Hill Road "erobern". Die Hill Road ist voll mit kleinen Geschäften, Strassenhändlern und großen klimatisierten Kaufhäusern, in denen man seine Tasche beim Pförtner abgeben muss, um hineinzudürfen. Da wir beide frisch getauschte Rs. und teure Kameras dabei haben, entscheiden wir uns gegen den Besuch und laufen weiter.
Die Hitze macht mir langsam doch zu schaffen, meine Knie werden weich. Da wir inzwischen wieder in der Linking Road angekommen sind, machen wir einen Abstecher in wie wir meinen bekanntes Terrain - einen McDonalds. Ich bestelle mir einen großen Burger, der hier jedoch nicht Big Mac, sondern Maharadscha Mac heißt, mit Hähnchenfleisch. Ansprechend sieht er ja aus, schmecken tut er mir leider ganz und gar nicht, denn eigentlich besteht ausschließlich aus Schärfe. Ich weiß da, dass ich bei so etwas einen eher kindlichen Geschmack habe, aber das Zeug ist eigentlich nur scharf, sonst nix. Sogar Alex bestätigt, dass das Ding ansonsten nach nix schmeckt. So eine Pleite!

Wir schnappen uns ein Rikh und fahren zum so genannten Band Stand, der Küstenpromenade, die wie ein Zipfel geformt ist. Dort logieren Sharukh und Co., dort finden sich teure Hotels und eine mit viel Liebe gestalteter Weg voller Grünflächen, Büschen und Blumen, die eifrig gepflegt werden. Auch hier wachsen die Häuser immer höher in den Himmel hinein. Ganz am Ende sehen wir eine Art hellblaue Stahlbrücke in den Himmel ragen und wir entscheiden, uns später danach zu erkundigen. Wir sehen einige Grüppchen junger Leute unterwegs, Männlein und Weiblein gemischt, teilweise sogar in Pärchen. Vereinzelt sahen wir sogar welche Händchen halten ;)

Wir genießen die frische Brise, schnappen uns aber bald ein Rikh zurück nach Hause und werden abends zum Essen nach Juhu Beach ausgeführt. Nur eins: Wer Juhu kennt, wird enttäuscht sein. Früher war es ein bunter Ort, der Strand war voll mit Kameltreibern, bunten Flammen, Gauklern, kleinen Händlern und einer Art Strandpromenade voller kleiner Buden. Jetzt ist es "nur" noch ein Strand. Schade eigentlich - abendliche Besuche am Juhu Beach waren Highlights meiner Kindheit.

Ein paar Bilder - wie immer draufklicken zum vergroessern: