Als ich klein war, umgab die Ankunft in Indien immer ein gewisser Zauber. Meist landeten wir in der Nacht, so dass alles pechschwarz, aber in orangefarbene Lichter getaucht war. Häufig mussten wir über die offene Treppe aus dem Flieger treten, so dass man direkt vom klimatisierten Gastraum in die schwüle, süßlich riechende Hitze kam. Mein Bruder meinte stets, es röche nach Elefant.
Der Flughafen war von innen ebenfalls hell erleuchtet, alles war voller Menschen, die aufgeregt herumrannten, in einer fremden Sprache laut riefen und wir standen stundenlang am Immigration Counter, dann am Gepäckband und dann an der Zollabfertigung. Denn natürlich brachten wir kofferweise Geschenke mit, und natürlich machte es den Spezis am Flughafen Spaß, den weißen Mann und seine quengelnden, übermüdeten Kinder zu trietzen. Oder sie haben einfach nur ihren Job gemacht, ich weiß es nicht.
Auch meine ersten Besuche allein waren davon geprägt, dass alles hektisch und nervig war. Lediglich die innerindischen Flüge vom "domestic airport" (selbes Gelände, trotzdem kilometerweit entfernt) waren in den letzten Jahren erheblich stressärmer. Alles war neu, gut belüftet und man erlebte den Komfort, den man von großstädtischen Flughäfen gewöhnt war.
Dieses Mal jedoch war ich sehr beeindruckt. Wir erreichten den Chatrapati Shivaji International Airportum die Mittagszeit und scheinbar war unsere Maschine aus Dubai die Einzige, die gerade ankam. Die Gänge sind neu gemacht, und auch wenn die Teppiche wirken, als kämen sie aus unseren 70er-Jahren, so wirkt doch alles luftig und ruhig und entspannt. Man könnte meinen, man sei in einem Hotel. Es wurde viel Glas verbaut und die Innenseiten der Gänge (also dass, was nicht zum Rollfeld zeigt) wurden liebevoll mit viel Kunst ausgestattet.
Auch die Abfertigung am Immigration Counter ging stressarm. Die versprochenen Extra-Check-ins für diejenigen, die ein "Visa on Arrival" abgeschlossen hatten konnte ich nicht sehen, aber unsere Wartezeit betrug auch so nur wenige Minuten. Ein kurzer Blick in den Pass, ein kurzer Blick von uns in die Kamera - fertig. Früher musste man bereits im Flieger einen langen Zettel ausfüllen, auf dem man z.B. bestätigte, dass man kein Fleisch und keine Milchprodukte ins Land bringen würde etc. Außerdem gab man mir ein Zettelchen mit, dass mein Laptop registriert sei und ich ihn auf jeden Fall wieder aus dem Land nehmen müsse. Solche Sachen halt. Heute ist es nur noch ein kleines Zettelchen, auf dem man seine Daten inkl. der Adresse in Indien angibt.
Leider fließt am Ende doch noch Wasser in den Wein: Der internationale Flughafen, so wie er gerade immer noch weiter modernisiert wird, wird nicht dauerhaft an dieser Stelle (sehr innenstadtnah!) bleiben. Es ist geplant, ihn an einen Ort außerhalb der Stadt zu verlegen - zwei Stunden Fahrtzeit inklusive. Dieser gerade neu gestaltete Bereich soll ebenfalls dem innerindischen Flugverkehr zugeteilt werden. Neue Fluggesellschaften, die in den letzten Jahren aus dem Boden schossen, zeugen davon, dass innerhalb Indiens immer mehr und mehr geflogen wird und ein Ende ist nicht abzusehen, wenn der aktuelle Premierminister Narendra Modi sein Versprechen, die indische Wirtschaft endgültig weltweit konkurrenzfähig zu machen, erfüllen kann.