Mittwoch, September 28, 2005

Koffer packen

So langsam wird es Zeit, zu schauen dass alle Sachen, die ich gekauft habe, auch in meine Taschen hineinpassen. Zwar hab ich ne Menge Geschenke für die Familie gebracht, aber die dt. Familie, vor allem mein Bruder verlangen ebenso nach indischem Kram.
Einer ist definitiv voll, nun wirds langsam eng. Aber ich bin ein Packgenie, zahlreiche studentische Umzüge zeugen davon *g*

Bilder in town

Bombay Innenstadt hat einige interessante Plätze:

In town

Nach 1,5 Wochen in Indien sollte ich auch endlich mal ein wenig Sightseeing betreiben.
Also raus aus Bandra West "the queen of the suburbs", und ab into town.
Was man sieht ist Standard, ein Bahnhof,Gateway of india, das Taj - Hotel, aber vielleicht erfreuen euch ja die Bilder:

Goa Shopping


Endlich bekomme ich all den Kram, den ich in Bombay so verzweifelt gesucht habe: Aus Holz geschnitzte Kästchen, Marmorboxlein - sprich: All den Kitsch, den nur Touristen kaufen.
Und ein Shirtchen für Anette mit irgendeiner indischen Göttin drauf. Es sprang mich geradezu an:Kauf mich für Anette. Alle anderen Sachen sind so, dass ich sie selbst behalten würde (und auch am liebsten würde, aber ich verschenke auch gern), aber das Hemdchen ist exklusiv für Anette. Wehe, sie mag es nicht.
Werd auch noch los, Süßigkeiten kaufen.

Goa abends


Goa.
Für die einen ein Strand, für die anderen die größte Party Asiens.
Und so liessen auch wir uns überreden, nach einigen Drinks am Pool einen Club aufzusuchen. Volle Hütte, hellhäutige wie dunkelhäutige Menschen aller Altersgruppen tanzten zu HipHop Musik und rauchten Bhootas.
Ebenso ich, es existieren Beweisphotos.

Endlich war ich mal unter mehreren eher hellhäutigen Menschen, und trotzdem werde ich mal wieder angestarrt. Mein dort lebender Onkel gibt mir den entscheidenden Hinweis: Es ist off-season im Moment, d.h. die meisten Leute bleiben für länger, sind residentials. Und haben mich sofort als "neu" erkannt und erstmal abgescannt.
In Erinnerung bleibt mir allerdings in erster Linie, dass die Anzahl meiner Moskito-Bites an meinen Knöcheln sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt hat. Nie wieder 7/8-Jeans.
Aus dem nächtlichen Bad im beleuchteten Pool wird dann aber doch nichts, da ich einfach Angst habe, wie der deutsche Tourist vor 2 Monaten einfach hineinzufallen und den Boden zum schlafen zu nutzen. Er hats überlebt, aber nur, weil rund um die Uhr jemand wach ist und ihn rausgezogen hat.

Goa II


Nach dem Sightseeing gehts entspannt zum Strand. Am Abend zuvor hatte ich King Prawns, und da man während der Regenzeit keine Meeresfrüchte essen soll, fühle ich mich dementsprechend eher nach Butter Naan als nach gewürztem Huhn.
Wobei ich mich eigentlich immer nach Butter Naan fühle. Seit 6 Jahren war ich nicht mehr hier, und trotzdem weiß jeder, dass er Butter Naan für mich bestellen soll. Unheimlich.
Entspannt am Strand beobachten wir heruntergekommene Weiße, Geschäfte mit kleinen Tüten und großen Scheinen und ne Menge Entertainment im und am Wasser.
Den Nachmittag verbringen mein gereizter Magen und ich im Nakita Resort, während meine Reisebegleiter hiesige Spezialitäten einkaufen.
Vor allem Cashewnüsse.

Goa

Goa.
Endlich!
Abflug um 6.30 a.m. Der domestic airport ist schon voller Leute, und endlich sehe ich mal wieder ein paar Weißhäutige. Oder Rothäute, wie man will.
Alles ist sauber, polierter Marmor everywhere, und schon gehts ab mit Jetairways, einer von zahlreichen neuen Fluggesellschaften in Indien.
Und im Gegensatz zur Lufthansa, die einen auf 45 min. Flügen mit nem kleinen Getränk und bei 1 stündigen Flügen mit nem belegten Ciabatta-Brot abfertigt, gibt es bei diesem 1stündigen Flug ein komplettes warmes Frühstück. Und Bonbons der Marke "Alpenglück".
Und endlich mal wieder neue bedruckte Salz&Pfeffer-Tütchen für meine kleine, aber feine inzwischen 20 Jahre alte Sammlung. Da ist sogar noch ne Tüte von PanAm dabei *grins*

Goa ist wie eine Offenbarung. In der Nacht hat es geregnet, daher scheinen die Strassen wie frisch gewaschen. Alles ist grün, Palmen überall, und die Stresse nicht nicht sonderlich voll - welch Unterschied zu Bombay, welches always voller Menschen, Rikhshaws, Taxis, Autos und Kühen ist. Egal zu welcher Uhrzeit. Und alle gleichzeitig.

In 45 min. sind wir in Calangute, erreichen das "Nakita Resort" meines Onkels und beziehen einfache, helle saubere Räume, bevor wir Goa erobern.
Der erste strahlend schöne Tag, blauer Himmel, wenig Wolken und ich bekomme schon morgens um zehn beinahe nen Sonnenstich.

NATÜRLICH müssen wir uns in Panajim mal wieder Franz Xavier angucken, den Missionar, der dort aufgebahrt ist, und dem religiöse Fanatiker mal zwei Zehen abgebissen haben. Deswegen ist er inzwischen hinter Glas. Meine Nase dankt ebenfalls dafür.
Vor der Kirche sehen wir das bizarre Schauspiel dass eine weißhäutige Frau in weißem Rock von nem Haufen Inder belagert wird, die alle ihre Hand schütteln wollen und sich mit ihr ablichten lassen. Digitalcameras überall. Genau wie Bettler.
In Bombay ist es wirklich besser geworden, aber Goa ist ein Touristenort, daher ist Betteln dort einträglicher und wird trotz landesweitem Verbot weiterhin ausgeübt.
Aber wenn nicht mal ein Hundeblick mich dazu bringen kann, etwas gegen meinen Willen zu tun (ich habe einen sehr charmanten Bruder), dann auch nicht diese Kids.
Nur die Katzen von Sascha und Christine können mich dazu bringen, wenigstens ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich kein Stück Steak unter den Tisch fallen lasse. Aber der Dicke ist auf Diät. Ich auch, aber ich kann selbständig die Kühlschranktür öffnen ;-)

Familie. Seltene Treffen sind immer klasse.

Meine Mutter hat noch 5 Schwestern und einen Bruder.
Jede/r hat 2 Kinder, eine Familie 3 Kinder. Eine Familie lebt ebenfalls in Deutschland, ausserdem fehlt mein Bruder. 2 hatten keine Zeit an dem Abend, also sieht man auf dem Bild
"nur" 10 Kids verschiedener Altersstufen, die irgendwann in die Welt hinausgehen oder in Bombay ihr Business aufziehen und für ein klasse Familiennetzwerk sorgen werden.
Hoffe ich jedenfalls.
An diesem Abend sind wir nur Jeannette auf die Nerven gegangen, weil alle sich durch die Räume einer durchschnittlich großen (also für Kinder zu kleinen) Wohnung gejagt haben.
Aber das Essen war gut und ich hatte endlich die Nachricht, dass es am nächsten Morgen nach Goa gehen würde. Abflugzeit 6:30 a.m. Brrr ...

Monsunzeit. Bedeutet: Regen.

Das Problem ist dass, wenn man einen Ort aufsucht, der theoretisch noch in der Regenzeit steckt, es regnen könnte. Auch wenn die Erfahrungen der letzten Jahre anzeigen, dass Bombay ab Mitte September regenfrei sein sollte. Sollte.
Wie meinte ein Freund? "Wenn du in der Regenzeit nach Indien gehst, beschwere dich nicht, dass es regnet."
Schlicht, aber wahr. Und so waren wir in der letzten Woche nahezu abgeschnitten von der Welt. Kein Internet, kaum Telefonempfang. Nicht sooo schlimm war für mich, dass die Bahnhöfe gesperrt waren und wir nicht zur Tante nach Vasai (offiziell noch Bombay aber am A.. der Welt) fahren mussten.
Meine Cousinen findens klasse, da mal rauszufahren, da der Lärmpegel in Bombay niemals komplett runtergeht. Für jemanden, die in Schleswig-Holstein lebt, sind die paar Busse nachts auf der Holtenauer Strasse schon der Inbegriff von nächtlichem Lärm.
Aber dann die Schreckensnachricht - der Flughafen von Goa ist ebenfalls gesperrt!

Durchs Fenster, an den Gittern vorbei in den Regen starrend, sah ich meinen 2 Tages-Strandtrip davonschwimmen.

Mücken. Moskitos. Stechend.

Ich fühl mich wie ein Streuselkuchen. Nein, kein Rückfall in die Teenagerzeit (ich hatte Gott sei Dank nie Akneprobleme), sondern ich erleide jeden Tag Angriffe der übelsten Sorte. Heimtückisch fallen sie abends über mich her, Moskitos.
Ach, Mücken, wird der eine oder andere sagen. Never. Diese Biester sind eine wahre Plage, und sie suchen sich nach Feinschmeckerart nur die zartesten Stellen aus, ergo sind meine Schulterblätter, meine Fingerknochen, Kniekehlen und vor alle meine Knöchel für mich wahre Orte der Pein.
Ich bestreiche sie nach der morgendlichen Dusche mit "odomos", und nach dem Stich behandeln wir sie mit AloeVera von Mami, einer Salbe aus der hiesigen Apotheke und zu allerletzt inzwischen mit irgendsoeinem von meiner Tante selbst erstellten obskuren Kokosnussöl.
Die Viecher lachen sich wahrscheinlich halbtot.
Wenigstens lachen wir zuletzt, denn jede Nacht kommt meine Tante herein, checkt die Wände auf vollgefressene Moskitos und killt die nahezu bewegungsunfähigen Biester. So bin ich jeden Abend für irgendein Wesen die Henkersmahlzeit.
Und die Narben vom nächtlichen Kratzen mit langen Nägeln (tags kann ich mich ja noch beherrschen, aber mein Unterbewußtsein pfeift darauf!) werden noch lange eine Erinnerung an diesen Urlaub sein.

Dienstag, September 20, 2005

Just walking in the rain ...

Erster Tag rein unter Maedels, und was wird getan? Shopping, of course ;-)
Meine Cousine schwaenzt das College und wir gucken in ihren Lieblingslaeden vorbei, aber es ist hier genauso wie ueberall - soviel Auswahl doch irgendwie nicht das richtige dabei. In diesem Fall ist mir der ganze Kram einfach zu bunt.
Den Maedels hier steht es, keine Frage, aber mir? Und wuerde ich es in Deutschland tragen? So nehme ich ein dunkelrotes Shirt.
Inzwischen beginnt es wieder mal zu regnen und verwandelt sich innerhalb kuerzester Zeit in einen Monsun. Nun, was will ich erwarten, wenn ich zum Ende der Regenzeit herkomme ..
Wir schnappen uns ein Riksha und werden trotzdem klatschnass, und wie zwei gebadete Katzen erreichen wir ein kleines Cafe. Aber die Leute sind sehr hoeflich (und es wohl auch nicht anders gewohnt) und geben uns einen netten trockenen Platz. Ich bekomme mal wieder mein Butter Naan und irgendein spieced Huhn, dazu das Sweet Lime Soda, an dass ich mich gut gewoehnt habe. Im Prinzip nur der Saft einer gepressten Zitrone, gemixt mit Zucker und dann mit kohlensaeurehaltigem Wasser aufgefuellt, aber wenn man all die anderen bunten zuckerhaltigen Getraenke so sieht, das Beste, was man hier trinken kann.
Danach rennen wir weiter durch die offenen Laeden aber es ist einfach zu nass. Ich kaufe noch eine Tasche (welch Wunder!) und dann holen wir ganz grossartiges Schokoeis bei "Naturals" und spazieren ein wenig an der Promenade, die trotz schlechtem Wetter voller Paerchen ist. Und voller Gruppen von halbstarken Jungs, die die Paerchen beobachen. Nun, jedem sein Hobby.

Es wird entschieden, dass ich mit all meinem Gepaeck komplett zur naechsten Familie wechsle und so geschieht es. Endlich funktioniert das Wasser wieder (es wurde zwischen 2 und 5 abgeschaltet) und ich kann mir endlich den Strassendreck abwaschen. Nie wieder FlipFlops (die aus Indien stammen und hier Chapels heissen), nur um mich den local settings anzupassen. Meine Cousinen tragen Sneakers und so werde ich es ebenfalls halten.

Eigentlich soll es morgen nach Vasai gehen, eine Zugstunde von Bandra Station, wo eine andere Tante mit Familie lebt. Schliesslich habe ich noch Tafelweise Schokolade, Snickers, Goudakaese und zwei Ringe Fleischwurst zu verschenken. Dazu noch irgendwelche Cremes. Mama hat eingepackt. Aber es ist ein Sturm angesagt, und so werde ich das Ganze wohl verschieben. Hauptsache das Wetter wird besser am WE! Schliesslich haben wir Flugtickets fuer Goa.

Zeitverschiebung oder faule Sau?

Am zweiten Tag hat die Welt mich erst gegen Mittag gesehen. Okay, es ist 3,5 Std. spaeter hier, aber meine Tante war ein wenig zickig about "Do you want breakfast or lunch, both is waiting fo you!" ;-)

Ich muss mich erstmal daran gewoehnen, dass ueberall ein Ventilator laeuft dazu die Klimaanlagen, und draussen ist die Luft extrem heiss und feucht. Ich nutze also die Gelegenheit und gucke mal bei meinen Onkels vorbei, die sich zusammen einen Laden an Bandras erster Adresse teilen, der eine hat einen Laden mit Fax, Kopierern und Telefonen im Erdgeschoss, der andere ein Reisebuero mit einigen Angestellten im Erdgeschoss. Dort bekomme ich endlich den heissersehnten Internetanschluss, aber ich kann mein Notebook nicht anschliessen, also nix mit Skype.
Stattdessen kreiere ich diesen Blog und schreibe meinen Kleinkram. Once started, werde ich wohl dabei bleiben, allein als Erinnerung fuer mich.
Abends treffe ich zwei meiner Cousinen, Karishma (Pinky) und Sandhya, und sie schleppen mich mit meinem Cousin Hersh ein wenig raus in das naechste Cafe, es gibt Latte, Milkshakes und wirklich reichhaltige Schokoladenkuchen. Ich treffe ihre Freunde und sie erzaehlen mir ein wenig ueber ihr Leben, im Prinzip nicht anders als bei uns, man trifft seine Freunde, haengt herum, draussen am Wasser oder in Clubs und feiert.
Wir treffen ihren Vater mit dem SweetsShop und ich weiss - mein Vorrat an salted Bananachips ist gesichtert!
Abends gehts wie immer nett essen und man fuettert mich mit "Butter Naan" und irgendwelchen nett gewuerzten Chickenthings.
Spontan wird entschieden, dass ich diese Nacht bei ihnen bleibe und ich habe viel Spass aber werde komplett zerstochen. Wie immer finden Moskitos mich als erste. Doch dieses Jahr sind sie noch trickreicher als sonst und nehmen sich meinen vergleichsweise zarten Ruecken vor. Wer die Disney-Verfilmung des Dschungelbuchs kennt, erinnere sich bitte an Balus ersten Auftritt und sein "schubbern" an der Palme. Dies ist zur Zeit mein sehnlichster Wunschtraum
;-)
Meine Cousine zaehlt 15 Stiche,als sie mich am Morgen mit irgendeiner undefinierbaren Fluessigkeit bepinselt. Ein wenig wie rosa Deckfarbe. Keine Ahnung obs hilft.

Montag, September 19, 2005

Worlds largest dome und ich bin mittendrin


Wenn schon die Verwandtschaft aus Deutschland da ist, dann wird auch richtig geklotzt ;-) Also gehts knapp ne Stunde quer durch Bombay zu einem grossen IMAX-Kino. Hier sieht es im Prinzip aus wie in jedem westlichen Staat, Kinder rennen herum, es gibt Videospielgeraete, Essen in Massen und mehrere Kinosaele.
Den Film, den wir uns ausgesucht haben, ist eine Sensation in sich: Charlie und die Schokoladenfarik wird nicht einfach nur auf einer grossen Leinwand gezeigt, sondern in einem IMX, dem groessten weltweit. Wir sitzen hoechstens in der Mitte und trotzdem bekomme ich Hoehenangst, so tief geht es hinunter.
Wer mit IMAX nicht viel anfangen kann - es gibt keine Leinwand, stattdessen ist die Wand gerundet und man fuehlt sich wie im Inneren eines gigantisch grossen Golfballs. Ich bin gebuehrend beeindruckt und mein Onkel freut sich, dass ich soetwas in Deutschland noch nicht erlebt habe.
Der Film war uebrigens ebenfalls grosse Klasse, ich hatte aufgrund von SinCity und Co. noch keine Gelegenheit, ihn zu gucken, aber jetzt gehoert er zu den PflichtDVDs, kommt auf die KAUFEN! Liste. Direkt zu "the breakfast club", der in 2 Wochen endlich erscheint. Aber dazu mehr im "normalen" Blog.
Erst nach dem Film kommt die Idee von Popcorn. Gepraegt von den Erfahrungen in Amerika und Belgien frage ich vorsichtig nach, ob es denn evtl. auch Popcorn mit Geschmack gibt und werde beinahe mitleidig betrachtet - eine? Sechs verschiedene Geschmacksrichtungen, suesses, salziges, with cheese und different masalas. Ich nehme caramel aber mit dem Wunsch, von allem etwas hineinzugeben.
Es passieren Geschmacksexplosionen auf der Zunge und ich sitze gluecklich im Auto back home. Erschreckend nur - es soll noch
Essen geben! Meine Tante hat mich nach 4h Schlaf schon gefuettert, es gab Pizza und Knoblauchbrot mit Mozz vor dem Film, Popcorn danach und nun auch noch Essen in Khar Gym.
Mein Onkel ist Mitglied in einem Sportsclub mit Restaurant, wo man im Prinzip nur durch Heirat oder zahlreiche Empfehlungen anderer Clubmitglieder Mitglied werden kann. Es gibt klasse Essen dort und wir haben schon so manche Familienfeier direkt am Pool dort gefeiert.
Ich bekomme einige leckere Chickenteile und mein geliebtes Butter Naan (einfaches Fladenbrot).
Durch die TV-Kanaele zappend schlafe ich bei einer Folge Desperate Housewifes ein und schlafe bis zum naechsten Mittag.

Kinder wachsen und man kann gar nichts dagegen tun

Das Leben geht weiter, auch wenn man nicht dabei ist. All meine kleinen suessen Cousins und Cousinen sind weiter gewachsen, aelter geworden und betrachten mich wie ein Alien aus einer anderen Welt. Im Grunde genommen bin ich das ja auch.
Am liebsten wuerde ich schreien "ja, ich gehe auch in Clubs, und als ich in eurem Alter war, war ich auch jeden Abend unterwegs, habe geflirtet, gefeiert und nur wenig Schlaf gehabt" aber es wuerde nichts nutzen. Ich bin anscheinend zu alt ;-) Trotzdem wollen sie mich irgendwann mal in ihren favourite club mitnehmen. Lets see.
Nikhil kommt nach mir und geht nirgendwohin ohne seine Digicam. Okay, zu meiner Zeit war es noch ne Kleinbildkamera, aber damals hat sich Kloppenburg ne goldene Nase an meinen Filmentwicklungen verdient.
Alle haben mich beguckt, ich habe alle beguckt, Jeanette hat ne eigene Wohnung ohne die boese Schwiegermutter, bei Tommy ist noch alles beim alten und ich nehm jetzt eine kurze Dusche und werfe mich lang hin, 4 h left bis zum naechsten Programmpunkt am Abend.

Indien ist immer gleich und doch anders

Mein Onkel Paul und mein Cousin Savio sammelten mich ein und irgendwie hatte sich nichts veraendert in 6 Jahren - der Verkehr war immer noch moerderisch, nur die Strassen schienen noch schlechter geworden zu sein.
Ab nach Hause zu der Wohnung, in der wir bisher immer unsere Basisstaion hatten, die meiner Oma, die inzwischen verstorben ist und in der nun eine Familie wohnt. Ich wurde sofort mit warmem Tee und Essen empfangen und die ersten Besucher sassen schon da.
Ich begann sofort, all die leicht verderblichen Lebensmittel aus dem "Geschenkekoffer" zu holen und in einzelne Tueten zu packen und meine Tante Sherry versprach, sie bei den anderen Tanten vorbeizubringen.
Inzwischen war ich laengst in einem Stadium zwischen Uebermuedung und hellwach sein, und so fuhr ich einfach mit, Ueberraschung!

Natuerlich sieht nichts mehr so aus, wie vor 6 Jahren. Haeuser wurden hochgezogen, Laeden jeglicher Couleur wurden eroeffnet, von ueberall schreien einen froehlich bunte Werbeplakate in oversize an. Dann und wann erkenne ich Shar Rukh Khan (King Khan), der sich anscheinend fuer jeden Kram hergibt. Aber dass ihm diverse Tempel gewidmet sind, wie er in deutschen Interviews behauptet, kann hier niemand bestaetigen.

Entspannter Flug nach Bombay

Eine Sache noch vor dem Abflug - an alle, die mein Notebook immer schon fuer ein wenig merkwuerdig erachtet haben: Sogar die Dame am Durchleuchter meinte, da sei irgendetwas inside, dass sie noch nie gesehen hat. Mein Rechner wurde ausgepackt, abgescannt und man ging mit einem Blatt Papier drueber, bis ein genuscheltes "Alles okay" mich wieder entliess.

Um 19.10 durften wir dann endlich ins Gate, um KEINEN freien Kaffee oder auch nur ansatzweise interessante Zeitungen einzusacken.
Haette ich doch bloss die Welt und die Sueddeutsche, die ich auf dem Flug HAM-FRA natuerlich nicht mal ansatzweise lesen konnte, mitgenommen!

Gut, dass die Maschine hoechstens halbvoll war. Und dass, obwohl sie mit dem Lufthansa-Flug nach Bombay zusammengelegt worden war!
Als Lufthansakunde haette ich mich ganz schoen geaergert *g*

Nach dem Start wechselte ich meinen Platz weg von den nach Viskose&Schweiss duftenden Sitzpartnern ein wenig naeher an die neu gewonnene Bekannte, die mich schon gesucht hatte, und kuschelte mich in den Sitz, readz to sleep.
Aber die Air India Crew hatte anscheinend etwas dagegen, uns schlafen zu lassen und fuetterte uns mit Getraenken und Chips, und auf der Leinwand nervte ein Zeichentrickmaennchen mit bloedsinnigen Uebungen gegen Thrombose. My God, ich denke mal, es waere schlauer, solche Uebungen im Laufe des Fluges zu zeigen, und nicht am Beginn.

Mein neuer Sitznachbar, mit dem ich mir eine 3er Reihe teilte, hatte nichts besseres zu tun, als alles, was er in die Hand bekam, auf sein Mindesthaltbarkeitsdatum zu checken und u.a. eine Grundssatzdiskussion mit einem Steward darueber zu fuehren, ob Chips, die drei Monate haltbar sind (in Indien wird immer das Date of Manufacturing angegeben) 2 Tage drueber noch gegessen werden koennten.
Essen war auch okay, Auswahl zwischen Veg und Non-Veg und dort zwischen scharfem Huhn und gemaessigem Lamm. Dazu mal wieder irgendwelche undurchschaubaren Speisen, das eine war wohl so eine
Art Pudding, ich hab irgendwo noch die Speisekarte.

Waehrenddessen zeigten sie den schon etwas aelteren Film "Die Dolmetscherin" und ich versuchte ein wenig wegzudaemmern.
Meine neue Bekannte wurde in der Zeit von einem etwas aelteren Reisenden vollgequatscht, die Aermste warf mir flehende Blicke zu. In meiner unnachahmlich unhoeflichen Art haette ich wahrscheinlich einfach darauf hingewiesen, dass ich meinen Schlaf brauche, aber well, ihre Sache.
Danach ploetzlich schon wieder Essen, Trinken, ein Bollywood-Film und tatsaechlich befanden wir uns endlich im Landeanflug auf Bombay.

Passkontrollen gingen erstaunlicherweise extrem schnell, mein Gepaeck war auch komplett und heil (abgesehen davon, dass einer der Gurte, der den Koffer zuhalten sollte, jaetzt weg ist, aber besser der Gurt als der ganze Koffer) und draussen wartete - keiner!

In meinen fruehkindlichen Erinnerungen war der Empfang in Indien immer das allerschlimmste, mitten in der Nacht waren wir dann immer angekommen, unfreundliche Passbeamte ohne den Anflug eines Laechelns hatten uns ewig ausgefragt nachdem sie uns stundenlang in der Schlange warten liessen, und wenn wir dann endlich unsere zahlreichen Hartschalenkoffer auf zwei Wagen gewuchtet hatten, kam ein weiterer Beamte, um uns ueber den Inhalt auszufragen, gern auch mal aus Prinzip, weil Papa so weisse Haut hat, alles zu durchwuehlen (und Gott allein weiss, wie schwer es war, alles wieder hineinzubekommen).
Stattdessen konnte ich ueberall vorbeilaufen, niemand checkte gross, was ich da eigentlich tat und wieviele Gepaeckstuecke ich hinausschleppte und dann der groesste Schock - keiner war da.

Man muss sich vorstellen, man ist c. 6 Jahre alt, voellig uebermuedet, die Luft ist warm und vor allem feucht und ploetzlich rennt man gegen eine Wand von sehr wachen, sehr laut schreienden Indern.
Und nun stand ich im Eingang, das schlimmste erwartend, und niemand war da bis auf ein paar Abholer von Hotels, die mich dauernd fragten, ob ich Frau X (irgendwas chinesisches) oder Ms. Y (schien ein afrikanischer Name zu sein) sei. Sorry, sehe ich auch nur ansatzweise chinesisch aus?

Gut, dass ich schon in der Schlange vor der Passkontrolle meine Mama aus dem Bett geworfen hatte (4.30 deutscher Zeit), so dass sie mir die mobile Nummern meiner Verwandten geschickt hatte. Ich versuchte es auch bei Alex, aber der schlief wohl tief und fest ;-)

Good times in Frankfurt

In Frankfurt angekommen war ich voellig ueberrascht, dass der Air India Flug tatsaechlich von Terminal 1 abgehen sollte. Denn der Weiterflug sollte laut Plan in 1,5 h gehen und die Damen am Schalter von AI sind nicht unbedingt die Schnellsten. Wobei das nicht unbedingt an den Damen allein liegt. Wenn halb Exil-Indien Weihnachten nach Hause pilgert, mit mehr Gepaeck als man sich vorstellen kann, ist das Gestreite um das Gewicht vorprogrammiert. Real erlebtes: Erlaubt waren 30 kgs, die Dame hatte allerdings 65 kgs dabei und weigerte sich, auch nur ein Gramm davon zusaetzlich zu bezahlen. Und irgendwann hat man sie gewaehren lassen ...
Aber zurueck zu mir:
Kein Gehetze zum Metroliner? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Leider tauchte auch der Flug selbst auf keinem Monitor auf. Irgendwann dann bekamen wir heraus, dass er sich um 4,5 h verspeaten wuerde. Ich haette also im schlimmsten Falle sogar den naechsten Flug von Hamburg nehmen koennen ...

Aber nun war ich schon mal da und machte mich auf die Suche nach dem AI Terminal. Die Dame mit dem Ziel Goa (seit 27 Jahren, jedes Jahr fuer 3 Monate!) seilte sich ab in einen der Schlafraeume, und ich fragte mich durch den halben Terminal.

Vor dem Schalter dann wie erwartet die lange Schlange mit den zahlreichen Gepaeckstuecken, aber ich nutzte die Gelegenheit, mich rechts und links ein wenig zu unterhalten und so traf ich auf ein nettes Maedel ungefaehr in meinem Alter, kanadische Inderin (oder indische Kanadierin?), von Barcelona kommend auf dem Weg nach Bombay. Die Fluggesellschaft gab uns Vochers, um fuer 8 Eur irgendwas zu essen und entliess uns in die Weite des Frankfurter Flughafens.
Wir assen Standardessen bei McD, liessen uns ueber die gratis dazugegebenen, aber eigentlich nicht gewollten Fritten beim Menue aus ("aber ein Menue kostet nur 10 ct. mehr und sie haben die Pommes dabei!") und stellten fest, dass wir eine Menge gemeinsam haben.
Und so taten wir, was Frau wenn sie eine Geschlechtsgenossin dabei hat, immer tut: Shopping.

Ich moechte die Gelegenheit nutzen zu erklaren, dass die Buchauswahl im Frankfurter Fluaghafen mehr als mau ist. Ich lese ja schon sehr viele unterschiedliche Genre, aber ich habe tatsaechlich NICHTS gefunden.
Stattdessen kaufte ich noch ein Shirt mit dem Aufdruck GERMANY fuer einen Onkel und nach langerem Herumhaengen im Duty Free ein nettes Lipgloss von Clinique.
Ach ja, noch was: Die Verkauferin in dem Laden mit den Shirts war mega nett, die Tussi, die uns und allen anderen Kundinnen permanent Kram von Dior andrehen wollte, kann ich nun wirklich nicht weiter empfehlen. Produktbindung, schoen und gut. Und ich weiss ja auch, dass Dior sie bezahlt, um dort zu stehen und deren Produkte zu verkaufen. Ist in nem durchschnittlichen Douglas nicht anders. Aber so etwas unhoefliches habe ich lange nicht mehr erlebt.

Stress allenthalben und eine heulende Reisende

13.25 Uhr geht der Flug. 90 min. vorher da sein ist ratsam.
Das ist die normale Faustregel.
Sogar 2 h frueher wollten wir da sein, sicher ist sicher.
Ds Familienfruehstueck, verbunden mit alten Geschichten ueber vorhergegangene Indienreisen liess uns ein wenig leanger sitzen, aber um kurz vor elf gings dann los. Rechnung war folgende - "wir brauchen doch keine ganze Stunde bis zum Flughafen, dann sind wir locker um 12 da.."

Ha. Never forget regarding the radio news. Ich brauste also mit Mummy & Daddy im Auto radio-los in Richtung Flughafen.
An der Autobahnausfahrt Quickborn erwischte es uns dann - Totalstau. Und keine weitere Ausfahrtmoeglichkeit.
So ca. eine Stunde quaelten wir uns durch einen traffic jam, der an Zaehfluessigkeit nicht zu ueberbieten war. Auf dem Fahrersitz eine voellig aufgeloeste Beinahe-Reisende, die ihren Flug und damit ihre Felle davonschwimmen sah. Wer mich nur ein klein wenig kennt, kann sich vorstellen, wie ich im Auto herumgeschrieen habe.
Ein Gutes hat das Ganze jedoch: Ich werde ab jetzt immer vorher die Verkehrsnachrichten hoeren.
Ich wuerde ja auch gern der Welt verkuenden, dass ich ab jetzt immer ueberpuenktlich am Flughafen, Bahnhof etc. sein werde, aber das schaffe ich eh nicht. Wozu also mit Dingen stressen, die ich gar nicht erfuellen kann.

Der geneigte Leser dieses Blogs weiss natuerlich, dass ich mich in Indien befinde (spaetestens daran, dass ich auf dieser Tastatur die Umlaute nicht finde und sie daher ausschreibe). Fuer mich war dies jedoch noch nicht klar, als ich endlich an der Autobahnausfahrt Schnelsen-Nord ankam.
Ein kurzer Anruf von Alex machte mir wieder ein wenig Mut, und zeitgleich kam eine liebe SMS von Stephan, der mir einen guten Flug und ne tolle Zeit in Indien wuenschte. Da Stephan nahezu einen direkten Draht "nach oben" zu haben scheint (seine Gelassenheit in allen Lebenslagen ist in meinen Augen ein weiteres Indiz dafuer) raste ich in Richtung Flughafen und erreichte den Eingang zu Terminal 2 um 12.55 Uhr. Wir hetzten zu den Lufthnsaschaltern, die gut besucht waren. Noch waehrend der Sicherheisdienst mein Gepaeck durchleuchtete, rannte meine Mutter mit meinem Ticket zum einzigen freien Schalter "fuer alleinreisende Kinder".
Im Nachhinein ein riesen Gag, wie ich finde, aber schliesslich war ich ihr alleinreisendes Kind und ausserdem hatte die gute Frau gerade nichts zu tun. Schon wieder heulend erklaerte ich ihr kurz die Lage und selbst die Kilo Uebergewicht (nicht meine, die vom Gepaeck!) waren kein Problem.

Boarding time: 13.00, also sofort. Leider keine Zeit, auf den das Auto parkenden Papa zu warten sprintete ich zum Gate einer nahezu ueberbuchten Maschine, stopfte meine Notebooktasche in meine normale Handgepaecktasche mit all dem Stuff, den man zum eintaegigen Ueberleben braucht. Diejenigen, die sich meine Erlebnisse von New York anhoeren mussten, wissen, wieso ich daraus gelernt habe.

Endlich kam ich im Flugzeug nach Frankfurt zum Sitzen, vorletzte Reihe, neben mir eine Dame, mit einem interessanten Ziel - Indien.
Selber Flug, Air India ab 16 Uhr von Frankfurt. Die Welt ist klein.

Ohne grosse Probleme kamen wir in Frankfurt an.

Indien rueckt naeher ... Packstress

30 kg darf ich mitnehmen nach Indien. Weil meine Mama Inderin ist. Bzw. war. Je nachdem, ob man es von Seiten des Blutes oder des Ausweises sieht.
Auf jeden Fall darf ich 10 kg mehr mitnehmen als der durchschnittliche Deutsche und ganz ehrlich - fuer meine Mam ist selbst das nicht genug.

Wir haben einen Koffer allein mit Geschenken fuer die Familie gepackt - ohne Waage. Ich also flugs zum naechsten IKEA, wollte sowieso immer schon ne eigene Waage haben. Nichts weckt besser als ne Horrornachricht am Morgen ;-)
Und siehe da, allein die Geschenke "frassen" schon 29 kg. Sorry Mama, aber ich muss auch irgendwas da anziehen.

Nach einigem Hin und Her haben dann 4 kg den Koffer verlassen, auch mein Gepaeck wurde wieder minimiert und so verliessen wir nach groessem Familienfruehstueck mit ca. 34 kg Gepaeck und der Hoffnung auf ein "ach, das sind doch nur Geschenke fuer die Kinder.." *lieb guck* das Haus. Und schon rutschten wir in die erste Katastrophe ...